Wenn man über den Grand Canyon spricht, dann spricht man nicht nur über einen der eindrucksvollsten Naturschauspiele unserer Erde, sondern auch über eine fast 2 Milliarden Jahre erdgeschichtliche Entwicklung Nordamerikas.
Mit Beginn der Eiszeit vor etwa 2,5 Millionen Jahren erhöhten sich die Niederschlagsmengen und diese verhalfen dem Colorado zu einer wesentlich stärkeren Erosionskraft. Diese erhöhten Niederschlagsmengen bewirkten einen stärkeren und schnelleren Abfluss und eine vermehrte Erosion durch Schmelzwasser und Sturzfluten im Sommer. Durch diese größeren Niederschlagsmengen schnitt sich der Fluss vor etwa 2 Millionen Jahren viel schneller in die Landschaft ein und erreichte etwa vor 1,2 Millionen Jahren seine heutige Tiefe.
Archäologen haben den Grand-Canyon und sein Gebiet intensiv untersucht und dabei festgestellt, dass die ersten Menschen bereits vor über 3.000 Jahren hier gelebt haben müssen.
Es handelte sich bei diesen Völkern um Indianer. Man nennt sie die Desert Culture. Sie waren Jäger und Sammler und ernährten sich von der hier vorkommenden Flora und Fauna. Dabei handelte es sich nicht um primitive Wesen, ganz im Gegenteil. Die Desert Culture Menschen waren eher fortschrittlich. Sie stellten Sandalen her, lagerten ihr Sammelgut in selber gemachten Körben und fertigten aus Steinen Speerspitzen an, damit sie erfolgreicher auf die Jagd gehen konnten.
Ihre Nachfolger lebten hier vor etwa 2.000 Jahren. Die damaligen Besiedler nennt man Anasazi. Diese Völker lebten bereits in Lehmhütten und bauten ihre Dörfer in die Wände der Schlucht. Sie führten ihr Leben als Landwirte und hinterließen einige Zeichnungen an Felswänden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Anasazi plötzlich vor 700 Jahren verschwanden. Ihre Zeichnungen sind teilweise noch heute an den Felswänden zu bestaunen.
Die ersten Europäer, welche den Grand Canyon sahen, waren Goldsucher.
Der Spanier Garcia Lopez de Cardenas war 1540 der erste Europäer im Gebiet des Grand Canyon. Er arbeitete im Auftrag des Eroberers Francisco Vasquez de Coronado. Dieser wiederum hing der Legende nach, dass es die legendären "Sieben Goldenen Städte von Cibola" zu suchen galt. Dort sollte es, ähnlich wie in Mexico, Gold geben, viel Gold.
Garcia Lopez de Cardenas zog nach Norden durch die "Große Amerikanische Wüste" und erreichte mit einigen spanischen Soldaten und Führern der Hopi Indianer den Südrand der Schlucht.
Beim Anblick der Schlucht sollen die Männer
derart überwältigt und erschrocken gewesen sein, dass sie auf die Knie fielen und beteten.
Drei Tage verbrachten sie am Rand der Schlucht ohne einen Weg nach unten zu finden. Wasser und Vorräte gingen aus. Enttäuscht und ratlos kehrten sie um, die Suche nach den Goldstädten war gescheitert. Danach geriet der Grand Canyon wieder für Jahrhunderte in Vergessenheit.
1858 lief Joseph Ives mit dem Heckschaufeldampfer "Explorer" auf einen versteckten Felsen. Ives und seine Leute fuhren von der Colorado-Mündung im Golf von Kalifornien flussaufwärts und wollten heraus-finden, wie weit der Colorado schiffbar ist. Aber sie mussten umkehren.
Erst 1869 durchfuhr Major John Wesley Powell erstmals den Colorado. Seine Expedition markiert den Beginn der wissenschaftlichen Erforschung der großen Schlucht. Powell gab ihr auch den Namen "Grand Canyon".
Besonders bekannt ist die Expedition von John Wesley Powell. Der einarmige Powell brach am 24. Mai 1869 in Wyoming mit seinem Trupp auf. Die Expedition folgte dem Colorado durch die Schlucht des Grand Canyon bis zur Mündung des Virgin River (versunken im heutigen Lake Mead), die nach fast drei Monaten und einer Strecke von mehr als 1500 km erreicht wurde.
Die Anreise zum Grand Canyon gestaltet sich heute etwas einfacher als noch zu früheren Zeiten. Die meisten Touristen fahren zum South Rim, nur die wenigstens Touristen fahren zum North Rim. Und zum South Rim kommt man zwangsläufig von Seligman über die I40 / Hwy 64, oder aus Richtung Flagstaff über den Hwy 180 / Hwy 64 Richtung Tusayan.
Es braucht Zeit, wenn man den Grand Canyon von allen Seiten sehen möchte. Wenn man vom South Rim zum kaum besiedelten North Rim fahren möchte, muss man einen erheblichen Zeitaufwand und Umweg in Kauf nehmen, man hat einen Weg von über 200 Meilen vor sich.