Ich war schon einige Male in den Vereinigten Staaten, aber bisher nur im Westen, im mittleren Westen und in New York City. Der Nord-Osten von Amerika hatte mich bisher nie so wirklich als Reiseziel gereizt - aber wie sagt man immer so schön: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt !
In den Staaten New Englands sind viele auch in Deutschland bekannte Persönlichkeiten geboren worden. Als ich mal nachgeschaut habe, wer alles in New England geboren wurde, bzw. hier seinen Wohnsitz hat, kam ich sehr schnell auf ca. 70 berühmte Personen aus Politik, Film und Literatur. Ich war total überrascht, offensichtlich läßt es sich in New England sehr gut leben.
Vorab bemerkt - gesehen habe ich aber von all diesen berühmten Personen niemanden. Sie waren wohl alle gerade anderweitig beschäftigt. ;-)
Die übrigen Staaten Neu Englands werde ich später besuchen, aber dass ich sie besuchen werde, steht mittlerweile fest. Wie man sieht, hat sich meine Ansicht über New England geändert.
"Highlights" dieser Reise waren für mich die wirklich wunderschöne und sehr interessante Stadt Boston, die Niagara-Fälle, ein Treffen mit Familienangehörigen in Connecticut und zuletzt in Boston ein Zusammentreffen mit meinem Sohn, den es "völlig überraschend und ungeplant" nach Boston verschlagen hatte - und in diesem Familienverbund sind wir dann auch von Boston zurück nach Hause geflogen.
Plymouth Plantation ist ein Nachbau einer Siedlung, die die englischen Immigranten errichtet haben. Mit Nachbauten haben die Amerikaner weniger Probleme als wir Europäer, an vielen Stellen in den USA findet man z.B. Ghosttowns, die sich erst beim näheren Hinsehen als Nachbauten herausstellen.
Aber diese Nachbauten haben auch einen Vorteil, können sie doch bildlich demonstrieren, wie es dort wahrscheinlich in den jeweiligen früheren Zeiten tatsächlich ausgesehen haben mag. Auch die Plymouth Plantation sind sehr liebevoll und sicherlich detailgetreu nachgebaut worden. Alle Hütten haben z.B. Lehmboden, so wie es in der damaligen Zeit üblich war. Und man gibt sich wahrlich Mühe, den Touristen einen kleinen Einblick in die damalige Lebens- und Arbeitsweise geben. So arbeiten in Plymouth Plantation viele Menschen in der für die damaligen Zeit üblichen Kleidung (Bild 3) und benutzen nur Werkzeuge, die es auch damals gab und führen auch verschiedene Arbeiten vor.
Bild Nr. 4 zeigt einen für damals typischen Gemüsegarten, wie es sie wahrscheinlich damals hinter jedem Haus gab. Was aus heutiger Sicht romantsich klingen mag - jedes dieser Häuser hat einen offenen Kamin.
Aber das war dann auch die einzige Heizung für die sicherlich sehr zugigen Häuser und gleichzeitig Kochstelle. Manche Häuser waren schon etwas größer, sie hatten zwei oder sogar drei Zimmer und in manchen Häusern waren sogar Zimmerdecken eingebaut, so dass sich unter den Dächern noch ein Stauraum unterbringen ließ. Aber in vielen Häusern gab es nur einen Raum, in dem dann auch alles untergebracht werden musste. Und das Bett stand dann einfach hinter einem Vorhang. Für heutige Verhältnisse undenkbar - als "Lattenrost" dienten oftmals Äste, über die dann Strohmatratzen ausgebreitet wurden.
Hm, etwas später wurde mir klar, dass ich vergessen hatte, neben dem Mietwagen auch einen Parkplatz im Historic District von Newport zu bestellen. Aber ich sehe sowas nur positiv - jetzt hatte ich genügend Gelegenheit, mir all die schönen alten Häuser und Straßen zwischen meinem Parkplatz und dem Mittelpunkt des Historic Districts anzusehen. Und man sitzt sowieso viel zu oft und zu lange, da ist ein kleiner Fußmarsch für die Gesundheit nur gut.
In Newport gibt es die Ocean Ave, eine Straße, die im südlichen Teil von Newport verläuft. Am Besten fährt man von der Wellington Ave. auf die Harrison Ave, die dann später auf die Ocean Ave zuläuft. In diesen Straßen wohnten bzw. wohnen sehr bekannte und gar nicht arme Leute, deren Hobby es war, einen Teil ihres Vermögens in die Gestaltung ihres Einfamilienhauses zu stecken.
Wobei - es heißt in diesem Fall nicht Einfamileinhaus, sondern Mansion. Bild 3 zeigt z.B. das Haus des ehemaligen Präsidenten Eisenhower. Gern hätte ich es besichtigt, aber leider war es an dem Tag geschlossen. Auch hatte die Familie Kennedy früher hier ihr Häusle und früher konnte man es auch besichtigten. Irgendwann hat es dann ein Privatier gekauft und der hat den Touristen die Tür vor der Nase zugemacht - nix mehr mit besichtigten.
An dem Tag, als ich da war, lagen zwei dicke Kreuzfahrtschiffe dort vor Anker. In Newport hatte auch die Familie Vanderbilt ihr Mansion. Es heißt das "Kleine Breakers". Das große Breakers gehört auch der Familie Vanderbilt und ist ein 5-Sterne Hotel in Palm Beach Florida. Im großen Breakers war ich schon, aber das kleine Breakers hätte ich mir trotzdem gern mal angesehen - aber leider war zu wenig Zeit und so bin ich nur mal außen herum und habe mich mal auf die imposante Terrasse des kleinen Breakers gestellt und mir den Vorgaten angesehen. Von dort konnte man sogar das Haus des Nachbarn sehen (letztes Bild). Das hat mir so gut gefallen, das hätte ich sofort genommen, wenn man es mir unbedingt hätte aufdrängen wollen.
Etwa 60 Original-Gebäude stehen hier - standen jedoch ursprünglich an anderen Orten. Sie wurden an ihren ehemaligen Original-Standorten abgebaut und in Mystic wieder aufgebaut. In vielen Häusern zeigen Handwerker die damalige Arbeitsweise eines Seefahrerortes des 19. Jahrhunderts.
Sogar das scheinbar völlig zerstörte Schiff auf Bild 9, ein Schoner, der im Jahre 1862 als "Ella Alida" gebaut wurde und zuletzt den Namen "Australia" trug, kann man betreten und -soweit möglich- sowohl im Unter- als auch im Oberdeck besichtigen. Irgendwann wird auch dieses Schiff wieder fertiggestellt sein und zu Wasser gelassen werden. Der letzte Eigentümer dieses Schiffes nutzte den Schoner als Yacht und nach seinem Tode spendete seine Familie das Schiff 1951 dem Museum.
Yale ist sehr groß und leider habe ich aus Zeitgründen nur einen Block gesehen. Viele berühmte Persönlichkeiten haben in Yale studiert und dass die meisten der Studenten aus sehr betuchten Familien stammen mag wohl daran liegen, dass die monatlichen Gebühren in Yale bei 20.000 Dollar liegen sollen - so jedenfalls hat mir meine Familie erzählt, die dort lebt.
Unglaublich, wenn man sich die dafür geringen Kosten ansieht, die in Deutschland pro Semester an die Unis zu zahlen sind.
Von zufällig vorbeilaufenden Studenten habe ich mir schon mal vorsorglich ein Autogramm geben lassen. Wer weiß, vielleicht ist einer untern ihnen ein zukünftiger Präsident der USA - nein, Scherz. Natürlich habe ich das nicht gemacht, obwohl einige Präsidenten der USA tatsächlich in Yale studiert haben, wie z.B. beide Bush's, Bill Clinton, W.H. Taft, aber auch Hillary Clinton und man staune - Karl Carstens, unser ehemaliger Bundespräsident (so wird jedenfalls behauptet - die sagen so, die anderen so ...). Insgesamt haben 49 Nobel-Preisträger in Yale studiert. Die Chance, dass "aus einem was wird", wenn man in Yale studiert, ist also sehr groß.
Und jetzt war ich auch da und nun warte ich nur noch darauf, dass aus mir was wird ...
Die Entscheidung war sehr leicht - nachdem die Kinder meiner amerikanischen Familie mir "empfohlen" hatten, nach NY zu fahren, statt an die Küste. Denn das WTC Memorial hatten sie selbst noch nicht gesehen - man wohnt offensichtlich zu nah.
Ich kenne das aber, auch ich besuche selten Sehenswürdigkeiten in meiner Wohngegend, sondern fahre/fliege mehr zu entfernteren Sehenswürdigkeiten.
So war es schnell entschieden - die Reise ging zum Freedom Tower nach New York.
Es ist immer noch sehr beeindruckend auch nach Jahren an dem Ort zu stehen, an dem damals dieses unvorstellebare Attentat auf die beiden Türme des World Trade-Centers verübt wurde. An den beiden Stellen, an denen die beiden Türme des WTC standen, befinden sich jetzt zwei Wasserbassins. Jeweils in der Mitte der beiden Wasserbassins fällt das Wasser neun Meter tief in ein Untergeschoss. Angeblich sind sie die größten je von Menschen geschaffenen Wasserfälle.
In den die Bassins umlaufenden Brüstungen sind die Namen der 2.749 Menschen eingraviert, die bei dem Attentat ihr Leben verloren haben. Das sind die Menschen, die in den Gebäuden waren und diese nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten, es sind aber auch alle Helfer namentlich genannt, wie zum Beispiel die Feuerwehrleute, die ihr Leben verloren haben, als sie anderen Menschen helfen wollten.
Aber es sind auch die Namen der Menschen aufgeführt, die bereits 1993 bei einem Anschlag auf das WTC ihr Leben verloren haben. Das Memorial, das bereits für diese sechs Menschen errichtet worden war, wurde bei dem Anschlag von 2001 ebenfalls zerstört. An beide Anschläge erinnert jetzt das WTC Memorial.
Das kommt nicht von ungefähr - Stockbridge kann auf eine sehr lange Historie zurückschauen, was für amerikanische Verhältnisse andererorts oftmals nicht möglich ist. Bereits 1739 wurde hier die erste Mission errichtet und trug den Namen "Indian Town", aber schon 1739 bekam Indian Town den Namen Stockbridge - in Anlehnung an die englische Stadt Stockbridge. Noch heute trägt die wichtigste Bahnlinie den Namen "Housatonic Railroad" - die 1737 gebaute Mission war für die Housatonic Indianer errichtet worden.
Der Ort wurde den Indianern aus Dankbarkeit für ihre Unterstützung gegen die Franzosen überlassen, aber er wurde ihnen später wieder weggenommen und den weißen Siedlern übergeben - wie dies so oft in der amerikanischen Geschichte zwischen den Siedlern und Indianern geschehen ist.
Ganz besonders habe ich mich auf die Niagarafälle gefreut, Auch wenn die Fahrt nach Niagara Falls sehr lang war und auch der Rückweg natürlich nicht kürzer - es hat sich gelohnt und ich kann jedem, der irgendwo in Massachusetts oder Connecticut ist, empfehlen, auch zu den Niagarafällen zu fahren. Zugegebenermaßen ist die Strecke zwischen Stockbridge und Niagara Falls nicht unbedingt spannend, aber man wird entschädigt, wenn man dann endlich am reißenden Niagara River steht und dann zum ersten Mal die imposanten Wasserfälle aus nächster Nähe bewundern kann.
Alle Häuser standen vorher an anderen Orten und haben sich hier zu einem Museumsdorf gefunden. Nein, nicht alle. Eins hat es schon gegeben und nur alle anderen Häuser sind irgendwann mal nach Sturbridge umgezogen.
Ich habe mal einen der in historischer Kleidung anwesenden Mitarbeiter gefragt, ob sie das alles in ihrer Freizeit machen - nein, sie sind alle fest angestellte Mitarbeiter des Museums.
Ganz ehrlich - so richtig begeistern konnte mich das Dörfchen jetzt nicht, auch wenn die Wassermühle in Betrieb war. Vielleicht lag es an der Jahreszeit, es war sehr still dort und der Schmied versuchte gleich, den Touristen eines der sehr wertvollen Weißblechlötarbeiten zuverkaufen. Es muss eine handwerklich sehr hochqualifizierte Arbeit gewesen sein. Ich habe es jetzt nicht so als solche gesehen, aber wenn ich die Preise gesehen habe, lässt sich für mich kein anderer Rückschluss zu.
Aber etwas gab es auch für mich, was ich mir gekauft habe. Nein, nicht in der Schmiede, aber in dem kleinen Gift-Shop kurz vor dem Ausgang. Ich hatte nämlich noch einen sehr guten Hinweis aus meinem Reiseführer in Erinnerung, dass es hier ausgezeichnete Schoko-Muffins geben würde. Und so war es dann auch. Ausgezeichnete Qualität - Preis in diesem Fall mal schnurz-egal.
Es ist aus allen Seeschlachten immer aus Sieger hervorgegangen, was allerdings angesichts der für damalige Verhältnisse enormen Größe des Schiffes mit seiner enormen Anzahl von Kanonen sowohl im Unter- als auch auf dem Oberdeck nicht wirklich ein Wunder ist. Und - das Thema ist schon ein paar Mal angesprochen worden - es ist das Original ! Kein Nachbau !
Aus diesem Grunde wird das Schiff auch noch heute von der amerikanischen Marine bewacht und Offiziere der US Marine heißen die Besucher willkommen, nicht ohne ein paar Verhaltens- Regeln bekannt zugeben.
Das Schiff ist in einem unglaublich guten Zustand und sieht äusserst gepflegt aus. Kein Wunder, denn es ist ein histo- risches Wahrzeichen der US Marine. Man darf fast überall frei herumlaufen, sowohl auf dem Oberdeck, als auch im ersten Unterdeck - leider ist nicht jeder Raum bzw. jedes Deck für die Besucher freigegeben.
Dann war der Urlaub leider herum udn es ging nach wieder Richtung Heimat, sicher geleitet vom Sohn. Und unterwegs hatte man Gelegenheit genug, sich mal zu besuchen, was für mich immer wieder ein absolutes Highlite bei jedem Flug ist, wo das möglich gemacht werden kann.
New England hat mir sehr gut gefallen. Wie immer war der Urlaub zu kurz - also muss man wieder hin und auf der Travel-Liste steht New England nicht hinten in der Warteschlange, sondern ziemlich weit oben. Aber beim nächsten Mal wird die Reise dann Anfang bis Mitte Oktober sein, um mehr vom Indian Summer zu sehen. Jetzt konnte man nur die Anfänge des Indian Summer sehen, leider nicht die ganze Pracht. Und beim nächsten Mal wird sich die Route auch mehr nach Norden erstrecken, Richtung Main und Vermont.
Man kann ja schon mal dran denken und vielleicht auch schon planen ...